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Deutsche „Green Card“ soll ausländische Arbeitskräfte anziehen |  Globalismus

Deutsche „Green Card“ soll ausländische Arbeitskräfte anziehen | Globalismus

Die Bundesregierung will mit einer eigenen „Green Card“ versuchen, den massiven Arbeitskräftemangel im Land zu beheben. Branchenverbände beklagen seit einiger Zeit den Fachkräftemangel, und das Arbeitsministerium stellt fest, dass Fachkräftemangel das Wirtschaftswachstum bremst.

Der Bundesverband der Deutschen Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektrizitätsindustrie, Gesamtmetall, sagt, dass zwei von fünf Unternehmen der Branche durch Arbeitskräftemangel gefährdet sind. Dem Land fehle es, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). 250.000 qualifizierte Fachkräfte.

Die von Arbeitsminister Hubertus Hill kürzlich vorgestellte neue „Opportunitätskarte“ soll es Ausländern erleichtern, nach Deutschland einzureisen, um nach Stellenangeboten zu suchen, auch wenn sie kein Stellenangebot in Sicht haben.

Dazu müssen sie mindestens drei der folgenden vier Kriterien erfüllen:

  1. Hochschulabschluss oder Berufsabschluss
  2. Mindestens dreijährige Berufserfahrung;
  3. Sprachkenntnisse oder früherer Aufenthalt in Deutschland;
  4. Sie müssen unter 35 Jahre alt sein.

Aber Minister Hill sagte, es werde Grenzen und Bedingungen geben. Er betonte in Presseinterviews, dass die Anzahl der Karten entsprechend dem von der Bundesregierung festgestellten Bedarf begrenzt wird.

„Es geht darum, ohne Probleme qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen. Deshalb ist es wichtig zu sagen: Wer die ‚Opportunitätskarte‘ hat, kann sich hier selbst versorgen“, sagte Hill am Mittwoch dem WDR.

Bundesarbeitsminister Hubertus Hill bei einer Konferenz zur Fachkräftegewinnung in Berlin – Foto: REUTERS/Michel Tantoussi

Gute Gelegenheit für Ausländer

„Ich denke, dieses Punktesystem kann eine großartige Chance für diejenigen sein, die aus dem Ausland kommen, um in Deutschland zu arbeiten“, sagt Thyagarajan im Gespräch mit der DW. „Vor allem wegen des Nachwuchsmangels in Deutschland.“

Bei der Rekrutierung bevorzugte Thyagarajan Deutsche und EU-Bürger, allein schon wegen der Bürokratie, die Menschen mit anderen Nationalitäten einschloss.

Zu den vier von der Regierung festgelegten Kriterien äußert sie Vorbehalte: Qualifikation und Sprachkenntnisse seien wichtig, andere Voraussetzungen aber nicht praktikabel.

„Ich bin mir nicht sicher, ob es für einen Arbeiter sehr wichtig ist, unter 35 zu sein, denn man muss nicht jung sein. Qualifikation ist das Wichtigste“, betont Thyagarajan.

Auch was die Mindesterfahrung von drei Jahren angeht, ist sie skeptisch, weil das Studium teilweise schon die nötige Erfahrung bringt. Für einige Positionen ist keine Erfahrung erforderlich. Aber für andere zählt Erfahrung.

Aber es gibt diejenigen, die die neue „Chancenkarte“ von Minister Hill ablehnen. „Das baut unnötig große Hürden auf, die das System komplexer machen“, sagt Holger Bonen, Forschungsleiter am Institut für Arbeitsökonomie (IZA) in Bonn.

Für den Sachverständigen führt das Punktesystem lediglich zu mehr Bürokratie. „Warum vereinfachen sie den Prozess nicht? Geben Sie den Leuten ein Visum, um Arbeit zu suchen, und wenn sie innerhalb einer bestimmten Zeit nichts finden, müssen sie das Land verlassen?“, fragt Bunin.

Er versichert: „Das Hinzufügen zusätzlicher Punkte macht alles komplizierter, und Arbeitgeber können entscheiden, ob diese Kriterien bei der Einstellung wichtig sind. Daher benötigen Fachkräfte keine Karte als Vorauswahl.“

Kulturelle und strukturelle Probleme

Deutschland hat im Vergleich zu anderen westlichen Ländern, die Fachkräfte anziehen wollen, einige kulturelle Schwächen: Zum einen wird Deutsch weltweit weniger gesprochen als Englisch.

„Fachkräfte suchen fast immer den Weg ins englischsprachige Ausland“, sagt Thiagarajan. „Das ist ziemlich wichtig [que nossos funcionários falem alemão]Weil wir in Deutschland sind. Ich meine, es sind zumindest Grundkenntnisse erforderlich.“

Ein weiteres Problem ist, dass deutsche Arbeitgeber traditionell mehr Wert auf Diplome und Qualifikationen legen, die in Deutschland nicht immer anerkannt werden, oder Monate brauchen, um sie im Land neu zu zertifizieren. Diese Probleme werden nicht durch die Erstellung einer „Chance Card“ gelöst, sagt Bunin.

Es gibt noch andere systemische Probleme, mit denen deutsche Arbeitgeber konfrontiert sind: Kommunale Behörden verwenden unterschiedliche Kriterien für die Anerkennung von Diplomen und Qualifikationen; Das Personal muss Übersetzungen von Diplomen weiterhin in Notaren beglaubigen.

Minister Hill sagt, er beabsichtige, diese Bürokratien aufzulösen. „Ich halte es neben dem modernen Ausländerrecht für absolut notwendig, dass der Staat das bürokratische Ungeheuer der Berufsanerkennung vereinfacht“, sagte Hill dem WDR.

Dafür wünsche er sich eine Bundesbehörde, die schnell Zertifikate aus anderen Ländern rezertifizieren könnte, sowie Büros in Deutschland, die überlastete Konsulate im Ausland unterstützen könnten.