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Wie werden sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika nach der Merkel-Ära entwickeln? | Nachrichten | DW

Im Rahmen der deutsch-afrikanischen Beziehungen geht am Freitag (27.08.) eine Ära zu Ende. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird auf der Konferenz „Pakt mit Afrika“ afrikanische Staatschefs treffen – die zum Teil persönlich stattfinden wird.

Die allgemeine Einschätzung ist, dass sich die Rolle Afrikas in der deutschen Politik auf ein bisher nicht erreichtes Niveau entwickelt hat.

Der „Pakt mit Afrika“ ist ein Prestigeprojekt unter der deutschen G20-Präsidentschaft, das zu einem Zustrom privater Investitionen in noch nie dagewesenem Umfang nach Afrika geführt hat. Die Bundesregierung hat Unternehmen im Land mit einem Maßnahmenpaket zur Unterstützung Afrikas ermutigt.

Das sollte der Berliner Gipfel berücksichtigen. Auf deutscher Seite sind die Ergebnisse positiv, da mehr deutsche Unternehmen in Afrika aktiv sind, insbesondere KMU.

„Wir haben 2018 und 2019, vor der COVID-19-Pandemie, ein deutliches Wachstum verzeichnet“, erklärt Christoph Kanengeiser, Vorstandsvorsitzender des Afrikanischen Verbandes der Deutschen Wirtschaft. [Afrikaverein der deutschen Wirtschaft].

Ouattara hat die Initiative als „Merkel-Plan“ definiert.

Afrikanische Impressionen

Auch afrikanische Staatsoberhäupter haben beim Abschied eher nette Worte. Vom „Merkel-Plan“ – wie ihn der Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, Anfang 2017 nannte, ist jedoch nicht mehr viel Enthusiasmus übriggeblieben.

„Wenn ich mir die afrikanischen Länder heute im Vergleich zu der Zeit, als die Kanzlerin diese Aussagen machte, anschaue, bin ich mir nicht sicher, ob die deutsche Wirtschaftstätigkeit deutlich zugenommen hat“, sagte Olumide Abimbola, Direktor des APRI-Zentrums für Afrikaforschung in Berlin.

In gewisser Weise haben beide Seiten recht. Von 2017 bis 2019 stiegen die deutschen Investitionen in Afrika um 1,57 Milliarden Euro. Mäßiger Anstieg. Der Kontinent erhält noch immer nur 1 % aller deutschen Investitionen weltweit.

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Die Zahlen für 2020 liegen noch nicht vor, aber aufgrund der Pandemie dürfte es eine Rezession geben oder bestenfalls leicht wachsen. Noch immer finden die meisten deutschen Unternehmen Afrika nicht attraktiv, 2019 investierten 884 Unternehmen auf dem Kontinent – ​​42 mehr als 2017.

Die Ergebnisse sind nicht ermutigend, trotz der vielen Förderprogramme der Merkel-Regierung – etwa ein Investmentfonds, mehr Unternehmensberatung, bessere Versicherungen und Garantien.

Christoph Canningiser

Kannengießer: „In den Jahren 2018 und 2019 gab es ein spürbares Wachstum“

Maßnahmen zur Verbesserung

Aus Sicht der African German Business Association müssen die Instrumente weiter ausgebaut werden: „Es geht vor allem darum, Risiken zu reduzieren und Finanzierungen zu erleichtern. Aber es geht auch wieder darum, die Präsenz der deutschen Politik auf dem afrikanischen Kontinent deutlich zu stärken“, sagt Kannengießer .

Auf der afrikanischen Seite gibt es andere Meinungen, die nicht immer attraktiv sind. Hinter verschlossenen Türen beklagen afrikanische Diplomaten, dass deutsche Unternehmen zu schüchtern seien, obwohl es ihren Konkurrenten in Afrika gut gehe.

Fakt ist, dass es in vielen Ländern nicht genügend Kunden für hochwertige deutsche Produkte gibt. Etwa zwei Drittel des deutschen Umsatzes und ein erheblicher Teil der Investitionen werden im relativ wohlhabenden Südafrika getätigt.

Abkommen mit Afrika-Konferenz in Berlin

Merkel trifft senegalesischen Präsidenten Macky Sall in Berlin

Und nach den Wahlen?

Auch ist unklar, wer von den Investitionen profitiert. „Wir müssen sicherstellen, dass Investitionen in Afrika auch halten, was sie versprechen: Arbeitsplätze werden geschaffen, die Wirtschaft wächst und es gibt eine nachhaltige Entwicklung“, sagt Abimbola. Das verspricht auch die Bundesregierung.

Kritiker sagen jedoch, dass viele Förderprogramme die teilnehmenden Unternehmen nicht zwingen, soziale Mindeststandards einzuhalten. Umstritten ist auch die Wahl der Länder, die Teil des Programms „Pakt mit Afrika“ sind: Zwar sollen nur sogenannte reformorientierte Länder beitreten, aber auch autoritäre Staaten wie Ruanda und Ägypten sind dabei. Auch Äthiopien bleibt trotz des blutigen Konflikts in der Region Tigray Mitglied.

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Beim Treffen am Freitag dürften die afrikanischen Staatschefs der Kanzlerin eine wichtige Frage stellen: Was passiert nach der deutschen Wahl? Neben Angela Merkel ist bereits bekannt, dass Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die neue Regierung verlassen wird. Damit fallen die wichtigsten Architekten der neuen deutschen Afrikapolitik aus dem Spiel.

Merkel habe sich sehr für Afrika engagiert, so Wirtschaftsvertreter Kannengießer: „Wir hoffen, dass in Zukunft Wirtschafts- und Außenminister verstärkt mit Wirtschaftsdelegationen nach Afrika reisen, aber auch konkrete Projekte mit einem geeigneten Politikberater unterstützen.“

Es gibt keine Definitionen, wer in der zweiten Jahreshälfte Regierungsämter in Berlin antreten wird und wie viel Aufmerksamkeit die neue Bundesregierung Afrika in Zeiten des Klimawandels und der Coronavirus-Pandemie schenken wird.